Di, 29.04.2025
Do, 08.05.2025
Do, 22.05.2025
Fr, 23.05.2025
Sa, 05.07.2025
10.04.2025
ChG-Theatergruppe spielt mit Shakespeare
Mit Shakespeares Komödie „Was ihr wollt“ hat sich die Theatergruppe des ChG an ein anspruchsvolles Stück gewagt. Zusammen mit der Theater-Lehrerin Konstanze Schuch ist es der 27 Mitglieder starken Truppe von Schülerinnen und Schülern der 9. bis zur 12. Jahrgangsstufe aber gelungen, den über 400 Jahre alten Klassiker auf unterhaltsame und kreative Weise zugänglich zu machen, die komplexe Handlung auf zentrale Aspekte zu kondensieren und die Sprache Shakespeares in ihre eigene, moderne Sprache zu übersetzen.
In einem Vorspiel direkt ans Publikum gewandt reflektierten die Darstellerinnen ihre Interpretation des Stücks und spielten mit der Erwartungshaltung der Zuschauer: „Was ihr wollt - das wollen wir nicht“. Ziel war es nicht, dem Publikum eine 400 Jahre alte Liebeskomödie vorzusetzen. Ziel war es vielmehr, als junge Generation einen eigenen Zugang zum Stoff und zur Sprache zu bekommen, dem Stück eine eigene Prägung zu geben und eine eigene Interpretation zu schaffen. Tradition und Erwartungshaltungen wurden ebenso gebrochen wie ein Tafel Schokolade, wobei letztere dann gleich an das Publikum verteilt wurde, ein Vorgenuss vor dem eigentlichen Genuss des Theaterstücks.
Die Handlung von Shakespeares Komödie ist ein vielschichtiges Verkleidungs- und Verwirrspiel, das sich um die Liebe dreht und an dessen Ende natürlich ein Happy End steht. Den jungen Schauspielerinnen und Schauspielern ist es gelungen, die verwirrende Handlung kreativ und ideenreich zu interpretieren:
So wurden die sechs tragenden Rollen des Stücks nicht mit sechs Einzelakteuren besetzt und den anderen Schauspielern die wenig bedeutenden Nebenrollen zugewiesen, sondern mehrere Schauspieler schlüpften immer gleichzeitig in eine Rolle und diese rotierten dann auch noch jeweils geschmeidig durch die einzelnen Charaktere, sodass jede und jeder irgendwann jede Figur war. Verwirrend? Eigentlich nicht, denn die Theatergruppe griff zu einem inszenatorischen Trick: Indem jeder Figur eine bestimmte Farbe zugeordnet wurde, war es möglich, durch Einsatz einer „Farbampel“ und umgehängter Lämpchen zu verdeutlichen, welche Rolle gerade von der jeweiligen Darstellerin ausgefüllt wurde. Des Weiteren setzten die jungen Talente auf Verfremdungseffekte. So wurden neben dem gesprochenen Rollentext durch weitere Sprecher die Gedanken und Gefühle – die innere Handlung - der Charaktere transparent.
Ebenfalls aufgebrochen waren die traditionellen, starren Geschlechterrollen: Passend zu der Thematik des Stücks (eine Protagonistin gibt sich nämlich als Mann aus) spielten Jungen auch weibliche Rollen und Mädchen verkörperten männliche. Diese sich wandelnden, sich öffnenden Rollenmuster wurden auch versinnbildlicht durch das Spiel mit „typisch“ weiblicher und männlicher Kleidung; so trugen auch Jungen Kleider oder Röcke und Mädchen schlüpften in Anzüge.
Ideenreichtum bewies die Theatergruppe auch, was das Bühnenbild und die dramaturgischen Effekte anging: Vor einem minimalistischen, in Schwarz gehaltenen Bühnenbild unterstrichen klangliche und visuelle Effekte die Handlung: Örtlichkeiten, z.B. der Meeresstrand Illyriens, wurden evoziert durch eingespieltes Meeresrauschen. Schiffbrüchige strandeten, indem eine Gruppe von kräftigen Schauspielern diese, auf einer Planke liegend, über den Köpfen durch die Zuschauer balancierten. Dies ist auch ein Beispiel dafür, wie es den Schauspielenden immer wieder gelang, die Distanz zwischen Bühne und Publikum zu durchbrechen.
Während ihres Spiels bestachen alle Mitwirkenden durch absolute Textsicherheit und hohe artikulatorische Präzision. Neben der schauspielerischen Leistung beeindruckten die Schüler und Schülerinnen durch Gesangseinlagen, Klavierspiel, Akrobatik, Tanz und gruppendynamische Performance, die das Stück zu einem Gesamtkunstwerk machten.
Unterstützt wurde die Theatergruppe von dem
ChG-Technik-Team, das die komplexe Licht- und Tontechnik souverän managte und
für einen reibungslosen Ablauf sorgte. Das Publikum erlebte einen
beeindruckenden Theaterabend im Traunsteiner Vereinshaus und belohnte die
Akteure an allen drei Aufführungsabenden mit lautstarkem, anhaltendem Applaus.
Text: Katharina Kosak (Q12)